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Xanadu

Meine Schwester war 10 Jahre jung als ich sie ins Kino einlud, um den Film Xanadu zu sehen. Ich 10 Jahre älter. 

Unglaublich, so viele Jahre ist es her...nämlich über vierzig an der Zahl. Trotzdem, als ich die Musik zum Film heute im Autoradio spielen hörte, waren die Erinnerungen da, als wäre es erst gestern gewesen.

Ich werde nie mehr die strahlenden Augen meiner Schwester vergessen. Ebenso nicht, Das Stück Fussweg in der Stadt zur Tramstation und der Weg vom Tram nachhause, wo sie meine Hand hielt und hüpfend von einem Bein auf das andere mir den Film erzählte und immer wieder den Song trällerte. Letzteres sogar in der Trambahn, unter meiner Ermahnung nicht die ganzen Fahrgäste unterhalten zu müssen, dann doch, in einem angemessenen Ton. Sie erzählt und erzählte, als wäre ich nicht dabei gewesen. Hahaha

Fortan wollte sie Rollschuhlaufen und Kira genannt werden. 

Mein Gefühl sagte mir: "Alles richtig gemacht." und heute erzählte ich Schatz: "Wie gut das ich damals diese Idee hatte, denn meine Eltern wären nie mit ihr dort hingegangen."

Ich denke, dass es meiner Schwester heute noch genauso geht, wie mir. Dann - wenn die Titelmusik Xanadu irgendwo angespielt wird, katapultiert sie uns in eine längst vergangene Zeit. Sie – heute wohnhaft mehr als 150 Kilometer von mir entfernt und trotzdem verbindet uns diese Nachmittagsvorstellung in einem Kino, dass nicht mehr existiert. Sie - meine Schwester, brachte es damals fertig meinen Eltern Rollschuhe abzuschwatzen und welche zu besorgen. Hartnäckigkeit zahlt sich eben aus. Hahaha

Und genau damit, mit diesen Rollschuhen, trafen wir sie beim wöchentlichen Familientreff am Montag, auf der nicht stark befahrenen Strasse vor dem Elternhaus. Sie drehte ihre Runden rauf und runter. Auf ihren dünnen staksigen Beinen. Die blonden Locken im Fahrtwind und einem breiten Lächeln, wenn sie wieder eine neue Choreografie vorführen konnte. "Schau Angel - das kann ich jetzt auch." rief sie schon von weitem und sie sah so glücklich aus. Hie und da erzählte ein Pflaster an den Knien von einem kleinen Misserfolg. Doch sie blieb dran und wollte so gut fahren können, wie die Menschen im Film - und vor allem sich so bewegen können wie die blonde Kira (Olivia Newton John) 

Die Musik löst all diese Erinnerung wieder aus. Die Magie des dazu Erlebten und hier beschriebenen, klingt mit einem Glücksgefühl immer noch nach. Ja ich weiss - ich wiederhole mich, doch es ist unglaublich.

 

Noch unglaublicher - als ich heute das Wort Xanadu in der Suchmaschine eingab, die Erwähnung, dass dieser Film kein Kassenschlager war - er floppte und schrieb rote Zahlen. Ich kann nur sagen, für uns (meine Schwester und mich) war es ein voller Erfolg. Genauso wollten wir es wieder erleben, wenn die Zeit zurück gedreht würde - Ich würde auf dem Weg dort hin ihre kleine schmale Hand halten, die junge Zappeline ins Kino führen, den Eintrittspreis von meinem spärlichen Lohn bezahlen, uns dazu eine kleine Tüte Popcorn gönnen, würde in ihre glänzenden Augen schauen wollen und über die leichte aufgeregte Röte auf ihren Wangen lächeln und dann würden wir gemeinsam auf dem Nachhause weg singen – auch im Tram - Xanaduuuuuuu uuuu uuuu uuuuuuuu Xanaduuuuuuuuu

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Kommentare: 2
  • #1

    Isa (Mittwoch, 04 Januar 2023 10:06)

    Es gibt für viele Lieder solch schöne Erinnerungen!♡

  • #2

    Hei Angel (Mittwoch, 04 Januar 2023 15:43)

    Richtig - liebe Isa,
    Es könnte bestimmt jeder zu x Songs Erinnerungsgeschichten erzählen. Das ist doch das schöne daran…
    Musik kann so vieles…was für ein Glück, dass es sie gibt.