
Als mir Schatz am Festabend als ich mich gerade riesig über ein paar von ihm geschenkten Kreolen freute, sagte: "Die Dame von der Bijouterie hat gemeint, wenn sie dir nicht gefallen würden, kannst du sie umtauschen." Ich schüttelte den Kopf. "Nein Schatz, das werde ich bestimmt nicht tun. Du weisst ich mag sie genauso."
Ich erinnere mich als ich noch im Verkauf tätig war, dass ich diesen Satz von der Umtauschmöglichkeit am liebsten in die Verbannung geschickt hätte. Denn genau mit dieser Möglichkeit wird die Nachweihnachtszeit in den Läden oft anstrengender als die Vorweihnachtstage.
Wie oft sieht man unter dem Weihnachtsbaum, während dem Auspacken die Entgleisung einer Mimik ins Negative oder man bekommt, sogar die Sätze zu hören: "in einer anderen Farbe hätte es mir besser gefallen." oder etwas anderes hätte es schon sein dürfen."
Genau mit dieser Einstellung, führen die ersten Schritte nach Weihnachten mit oder ohne Kassenbon in die Geschäfte um das unerwünschte wieder loszuwerden. Die betroffenen Schenkenden könnten einem wirklich leidtun.
Oh je - ohne Kassenbon - was für ein Desaster. Ohne den geht nämlich meist gar nichts in Punkto Umtausch. Ein Beleg muss her, egal was für Kaufbezeugungen getätigt werden. Alles hängt an dem Zettel der einst von der Kasse ausgespuckt.
Noch schlimmer - Bei uns in der Boutique gab es auch kein Geld zurück. Stattdessen einen Einkaufs Bon im Gegenwert. Die Dramen meisten von Damen waren vorprogrammiert. Bald gab man sich mit der Aussage der Verkäuferin nicht mehr zufrieden, verlangte nach dem Chef. Obwohl dieser nichts anderes von sich gab: "Ohne Kassenbon funktioniert kein Umtausch, liebe Dame. Das steht fettgedruckt nicht nur auf dem besagten Zettel, sondern schauen sie, ebenso an der Kasse." Da änderten keine Krokodils Tränen oder Dramatische Geständnisse etwas. (Alles schon erlebt) Manche Frau verliess frustriert das Geschäft. Trug dann den einen Schal in Paisley Muster in Blau anstatt in Rot wieder mit nach Hause. Hie und da fielen die Masken und der Anstand hatte Pause und es wurden beim Verlassen des Ladenlokals Schimpfworte oder Verwünschungen ausgesprochen.
Doch am dreistesten fand ich tatsächlich jene Menschen die in einem Kleid, Anzug oder in Schuhen eine Feier verbracht hatten und dann genau dieses Stück an den Geschäftsöffnungstagen wieder umtauschen wollten. Es half alles nichts, wir rochen an den Kleidungstücken nach Parfum- oder Cremeduft, sowie Schweiss unter den Ärmeln. Inspizierten nach möglichen Flecken von einem Weihnachtmenu oder bei den Schuhen wurden die Sohlen unter die Lupe (Sprichwörtlich gemeint) genommen. Manchmal erkannte man ein/e Wiederholungstäter/innen schon vom Vorjahr. Als hätten sie es sich auf die Fahne geschrieben, versuchten sie es immer wieder zum Umtausch oder Rückgabeerfolg zu kommen.
Doch mal ehrlich - wenn man an Schals Parfum riecht und in Handtaschen Tramtickets und gebrauchte Papiertaschentücher findet, dann spricht das eine klare Sprache. Oh mein Gott - ich kann dir sagen, die Nachweihnachtszeit glich manchmal eher einer Detektei als einer Boutique.
Und manchmal fragte ich mich: "Wo sind die zufriedenen Menschen geblieben. Jene die an einem Geschenk ihre Freude finden." Sind die Ansprüche höher geworden? Sind wir zu verwöhnt und schätzen die Dinge und Gesten nicht mehr? Haben wir das Prinzip der Weihnachtstage gänzlich ausgeklammert?
Meine zarten Kreolen werden definitiv getragen. Immer in der Erinnerung, dass Schatz sie für mich persönlich zu Weihnachten ausgesucht hat. Er sich die Mühe gemacht, mir eine Freude zu bereiten und sie für mich damit einen unsichtbaren doch unbezahlbaren Wert tragen.
Ich wünsche allen die in den Tagen im Verkauf in dem ein Umtausch möglich, tätig sind, gute Nerven und Standfestigkeit. Packe in jeden Umtausch oder der Rückgabe mit Geldforderung *Nein* ein kleines unsichtbares Herz. Möge die Welt damit wieder Wertschätzender und zufriedener werden.
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