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Schnee & Eis 3

Na klar ging ich hin...Ich lass mich doch von so einem Alpencasanova nicht schrecken. Anscheinend blitzte meine öfter mal erwähnte Hartnäckigkeit durch. Hahaha

Pünktlich um 9 stand ich wieder an der Gondelstation, als Hansi mit einer versteinerten Miene um die Ecke des Gebäudes kam. "Oh ha - noch nichts verdaut - das wird ja lustig." dachte ich. Nach einer knappen Begrüssung fuhren wir mit der Gondel und anschliessend wieder mit den Sessellifts in die Höhe. Er sprach nur das nötigste. Erklärte mir knapp, dass es heute zu einem Abschlusstest kommen würde. Am besagten Berg angekommen, steckte er nach einigen Aufwärmübungen deren Folge ich selbstständig ohne seine Hilfe absolvieren sollte, Stangen in den Schnee. "Du fährst nun einen Slalom auf Zeit." Dann gab er mir die Anweisung wie ich zu fahren hätte und dass er die Stoppuhr benutzen würde. 

Ok - gesagt getan und bestanden. Ich lag tatsächlich in einer guten Zeit, hatte mich nicht verfahren und kam ohne Sturz unten an. Es schien ein guter Tag zu werden.

"So und nun fahren wir zurück zur Basis" sagte er in seinem seit dem gestrigen Tag mechanischen Ton. Ich wusste die Strecke war lang, da wir so weit in das Skigebiet hinein gegondelt waren. Der Schnee war sehr hart und es hatte eisige Stellen. Es forderte mich ganz schön.

Über Mittag assen wir vor einem Bergrestaurant in der Sonne eine Suppe ohne Jägertee. Hihihi

Danach ging es weiter - nun hatte der Schnee stellenweise eine Sulzige Konsistenz. Es war nicht sehr einfach für mich und ich spürte sowieso vom Vortag jeden Muskel. Doch mein Stolz hätte es nicht zugegeben zu jammern oder um eine Talfahrt mit dem Sessellift zu bitten. Ich tat, was auf Hansis Programm stand.

Und dann standen wir oben auf dem letzten Berg vor der Talstation. "Ganz schön steil" sagte ich - die letzten zwei Tage sind wir diese Strecke nie gefahren, sondern nahmen die schwebende Kabine. "Also das solltest du schon schaffen." sagte er mit einem komischen Ausdruck im Gesicht der mich etwas Misstrauisch machte. "Schliesslich wolltest du es ja so." Ok – erneut eine Kampfansage – ich tat wie Tulpe, obwohl diese Aussage machte mir ein bisschen ein ungutes Gefühl. Doch warum lange darüber nachdenken "Also - lass uns fahren." sagte ich, als würde mich nichts schrecken. In Wirklichkeit hatte ich Angst. Es war steil, sehr rutschig und zwei oder gar dreimal bin ich auch gestürzt, doch wieder aufgestanden. Ich wollte diesen vermaledeiten Berg hinter mich bringen und die nun in Sichtweite liegende Endstation erreichen.

So geschah es auch - Mit weichen Knien und ausgepowert erreichten wir den ersehnten Punkt.

"Machen wir es kurz" sagte Hansi "ich gratuliere, du kannst Skifahren...bleib dran, damit du noch besser wirst und ich sag an dieser Stelle Adieu und nicht auf Wiedersehen. Machs gut Schweizerin" Ich musste mir ein Lachen verkneifen. "Tschüss Hansi" Ob er bei den nächsten Elevinnen nach der Nationalität fragt, und werden Schweizerinnen dann abgewiesen. hahaha

 

Natürlich erzählte ich Schatz ausführlich von meinem Tag. Er lag, nachdem er beim Arzt war, wieder im Bett. Die Diagnose verhiess, dass nach einer Ausgekugelten und wieder eingerenkten Schulter es in dieser Woche mit dem Skifahren nichts mehr werden würde.  Oh - er tat mir so leid. Sein Gesicht trotz Medikamenten von Schmerzen gezeichnet. Er lächelte jedoch und freute sich für mich, dass ich alles so gut überstanden hatte. Beim Nachtessen mit Tante und Onkel waren sich alle einig, dass der morgige Tag Ski Frei, dafür mit Shoppingtour sein sollte. So wurde das auch eingehalten und es tat richtig gut, mal ohne Skier unterwegs zu sein. Und durch diverse Geschäfte zu flanieren.

Am letzten Tag könne ich mit ihnen zum Skifahren. Doch anderntags war das Wetter schlecht, es schneite und der Himmel hatte sein sämtliches Blau in eine graue Decke verwandelt. Tante wollte so nicht auf den Berg. Sie würde Schatz etwas Unterhaltung bieten. Dafür motivierte mich Onkel für einen halben Tag. Kurz darauf standen wir in der bekannten Gondel und fuhren in eine dicke Nebeldecke. 

"Liebes, Das bringt so nichts" sagte er in einem väterlichen Ton nach dem Aussteigen "Wir fahren gleich die erste Abfahrt runter und wenn wir langsam machen, dann schaffen wir die gemeinsam." erklärte er... es blieb uns wohl auch nichts anderes übrig, denn die Gondel fiel tatsächlich nach unserer Bergfahrt für unbekannte Zeit aus. "Ich glaube ich kenne diese Strecke - die bin ich mit dem Skilehrer gefahren." Onkel schaute mich etwas verdutzt an "Ok - dann lass uns fahren, aber langsam." Komischerweise liess mich der dicke Nebel die Steilheit der Abfahrt nicht erkennen. Es vereinfachte die Einstellung zum Berg. Man sah auch kaum die Hand vor den Augen und die Geräusche von anderen Skifahrern war wie in Watte gepackt. "Egal was kommt - wir bleiben zusammen und machen langsam." ermahnte er mich erneut und seine Fürsorge tat mir nach den Hansi Tagen gut. 

Unten angekommen riss die Nebeldecke etwas auf und für einen Moment sah man in leichte Schleier gehüllt den hohen Berg. "Ist schon schön steil" sagte ich im Restaurant bei einer heissen Schokolade "Ich bin stolz, dass ich es diesmal ohne umfallen geschafft habe." Onkel guckte mich erneut ungläubig an: "Du willst mir nicht sagen, dass du tatsächlich diese Strecke schon mal gefahren bist? Ich nickte "Am letzten Tag mit Hansi" Onkel schüttelte entrüstet den Kopf: "Unglaublich - dem sollte man die Hammelbeine langziehen. Denn wir fuhren sie nun als Notlösung, doch er hätte andere Möglichkeiten gehabt als diese Piste mit dir als Anfängerin zu meistern." Ich verstand nicht. Mit ernstem Blick erklärte er: "Das ist eine schwarze Piste. Manch versierterer Skifahrer meidet diese, weil sie wirklich nicht ohne sind - die schwarzen Pisten." Er legte seinen Arm um meine Schulter und sagte: "Das hast du richtig gut gemacht - ich bin stolz auf dich." Und ich gab zurück: "Ich hätte besser dich als Skilehrer gebucht." Und er nickte sichtlich gerührt: «Das hätten wir tun sollen.»

 

Ach ja - unsere Flitterwoche die hatte es echt in sich, gutes und anderes...

Samstags in der Früh fuhren wir nach Hause - Schatz erholte sich - meine Skier wurden nach einer weiteren Woche in den Schweizer Bergen verschenkt, da ein Skifieber einfach ausblieb. Monika und Bruno habe ich nie wieder gesehen.  Onkel ist unterdessen verstorben – Sitzend in einem Stuhl während dem wöchentlichen Treffen mit seinen langjährigen Kumpels zum Boccia Spiel. Schnieff Doch unvergessen bleiben diese Tage in den österreichischen Höhen. Wobei ich sagen muss, dass ich bis dato eher an das kleine gemütliche Zimmer in der Pension, die leckeren Speisen, Jausen, Kuchen mmmhhhh - an das Miteinander von Schatz, Tante und Onkel und das Meistern der schwarzen Piste am letzten Tag, den Shoppingtrip oder an die märchenhafte verschneite Landschaft, sowie den Dialekt, den ich gerne höre.

Hansi war so weit in die Ferne gerückt, dass er kaum existent war --- bis zu jene Tag, vor ein paar Tagen... als eben diese Eisstelle vor Schatzes Auto Tür lag - da kam er kurz für diesen Blogeintrag hoch. Er wird nun auch ein alter Hans sein und vielleicht haben ihm die Tage mal hin und wieder die Ohren geklingelt. Doch nun wird er definitiv in meiner Erinnerung wieder in die Verbannung geschickt. Klappe zu und weg. Hahaha

 

Hansi? Who ist Hansi? hahaha

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