
Es ist schon verrückt, da vergesse ich so einiges...vor allem seit ich den ü60 Zenit überschritten habe...doch dann - ja dann, liegt gestern vor dem Haus, bei der Autotür auf Schatzes Seite eine kleine fiese Eisfläche und Schwupps erinnere ich mich an eine ganz bestimmte Begebenheit. Nein - eigentlich ist es eine ganze Geschichte. Und die kann ich dir heute erzählen.
Stell dir vor - Wir - Schatz und ich, frisch im Spätherbst verheiratet (Beide um die 23 Jahre jung) planten unsere Hochzeitsreise. Etwas spezielles unvergessliches sollte es sein, nicht allzu kostspielig und Spass sollte es machen.
Wie passend, dass da Schatzes Tante und Onkel uns anfragten ob wie nicht im neuen Jahr mit in den Skiurlaub nach Österreich fahren wollten. Hochzeitsreise in die Berge - ja warum nicht - zu Eis, Schnee und Dialekt - warum nicht.
Irgendwann – sassen wir an einem Samstagmorgen zu viert in einem kleinen Auto auf dem Weg nach Österreich. Auf dem Dach die nötigen Skier und im Gepäck Skibekleidung. Der Empfang in der gemütlichen Familien geführten Pension war herzlich. Gleich wurden Willkommensgrüsse in Schnäpschen Form gereicht und auf den Zimmern stand eine Obstschale.
Tante und Onkel waren dort Jahr für Jahr Stammgäste und so kannte man nicht nur die Betreiber, sondern auch die Speisekarte, die Zimmer und das grosse Skigebiet. Es machte alles einen guten Eindruck und das Essen war herzhaft lecker.
Am nächsten Tag sollte noch ein befreundetes Paar von Tante und Onkel eintreffen. Zwei, die wir bis dato nicht kannten. Ich nenne sie mal Monika, hatte bisher noch nie auf Skiern gestanden, so wie ich. Ausser einem Versuch während der Schulzeit, wo ich mir in der ersten Stunde eine Zerrung zuzog und damit zu Küchen Gemüserüstdienst verdonnert wurde, hatte ich mit Brettern auf Schnee nichts am Hut. Das sollte sich nun ändern – noch nicht wissend, auch für Monika.
Schatz hatte die Idee mir als Geschenk einen Skilehrer für drei Tage zu engagieren. Monika war begeistert, wollte sie mit dem halben Anteil der Kosten mit von der Partie sein. "Warum nicht" waren sich alle einig «Ist ja auch nicht ganz billig – so ein Fachmann und der wird es wohl mit 2 Frauen aufnehmen können.»
So wurden wir am Montag beim Skilift, an einen braun gebrannten Mann mit einem breiten Lachen und den weissesten Zähnen, die ich je gesehen hatte, übergeben. "Servus ich bin der Hansi" sagte der drahtige Mann im knallroten Skioverall, uns von oben bis unten abcheckend. "Hallo - Angel" - sagte ich knapp. Es war mir mit einem Blick klar, dass hier sämtliche Klischees eines Skilehrers leibhaftig vor uns standen. Und warum kann sich ein erwachsener Mann freiwillig ein I an seinen Namen hängen, das ist mir bis heute schleierhaft.
Das sah Monika wohl ganz anders, sie flötete in den höchsten Tönen: "Hay Hansiiii und ich bin die Monika" machte dabei einen halben Knicks, reichte ihm etwas lasziv die Hand und kicherte wie ein Schulmädchen. "Also Ladys" sprach Hansi "wir fahren nun mit Gondel und Skilift ganz nach hinten in das grosse Skigebiet, schnallt eure Skier an und auf gehts - ihr zwei feschen Haserl." Ich habe es doch gesagt *Pistencasanova* Im Geiste verdrehte ich die Augen.
Das weitere ist rasch erzählt. Uns wurden die wichtigsten Dinge erklärt - kleine Abhänge im Schneepflug gemeistert - oft umgefallen und noch mehr aufgestanden - Hansi mit Flirtversuchen - Monika kichernd und alles in ihre Mädchenhaften Art kommentierend, bis es Zeit für eine Pausen Jause war. "Ein warme Suppen und etwas Leckeres hinterher" erklärte Hansi, dass würden wir in der Skihütten oben am Berg bekommen. Mit der ohne Punkt und Komma schnatternden und kichernden Monika machten wir uns auf den Weg dorthin. Das *Leckere hinterher* entpuppte sich als sogenannter Jägertee. Was nichts anderes war als ein Tee mit einem gehörigen Schuss Alkohol. Während ich immer noch am ersten nippte, kippte Monika schon Nummer zwei. Und bestellte sich kurz darauf und entgegen Hansis Warnung schon Nummer 3.
Die Katastrophe war perfekt. Schwankend und singend ging sie durch die Tür nach Draussen. Von da an brauchte sie für alles Hilfe... für das Anklicken der Skis, das Schliessen des Reissverschluss an der Jacke, das Aufsetzten der Mütze und und und...Ihre Art Hansi gegenüber wurde immer anzüglicher und für ihn unangenehmer. Um sie einigermassen auf der Spur und von Hals zu halten hatte er Monikas und einer seiner Stöcke unter den Arm geklemmt und hielt den anderen Stock zu ihr. Dort hing sie nun dran und er zog sie hinter sich her. Sie johlte, sang und kreischte in den höchsten Tönen. Mir war es sehr unangenehm dermassen als Gefolge aufzufallen. Die Leute lachten, manche schüttelten den Kopf oder drehten sich irgendwie fremdschämend um. Es war allen klar, dass sie betrunken war. Nach einer Gondelfahrt, die nicht weniger lautstark zu Ende ging und der Verabschiedung von Hansi, fanden wir uns beim Auto wieder. Ich hatte es tatsächlich geschafft, die nun unterdessen widerspenstige Monika, welche unbedingt nach noch mehr Jägertee verlangte und sich auf den Weg zu einem Restaurant auf machen wollte, bis hierher zu bringen.
Ihr Mann Bruno (Name fiktiv) war überhaupt nicht erfreut über den Zustand seiner Frau und als wäre das nicht genug, kam es wie es kommen musste. Monika wollte aus ihrem Ski Schuh schlüpfen, rutsche auf einer kleinen Eisplatte vor der Autotür aus (Da haben wir mein Erinnerungsdetail) und konnte nicht mehr aufstehen. Ich behaupte heute noch, dass ich es knacken gehört habe.
"Monika ist ausser Gefecht - gebrochen - ihr Knöchel - und nun bin ich morgen alleine mit Hansi" erklärte ich Schatz, in Skihose auf dem Bett in unserem hübschen Dachzimmer der Pension sitzend. "Na und? Das ist doch wohl nicht schlimm - Oder?" meinte er. "Ich weiss nicht was schlimmer ist...?" Er schaute mich fragend an. "Ich weiss nicht was schlimmer ist" wiederholte ich meinen Satz "- mit oder ohne Monika..." erklärte ich mit bedenken. Dann erzählte ich ihm wie sie sich nach dem Jägertee aufgeführt hatte und das sich sogar Hansi geschämt hatte. "Dann geniesse doch nun deine ganz privaten Tage mit dem Skilehrer und mach dir keinen Kopf" sagte Schatz mit dem Versuch mich zu motivieren. Genau das war es – ganz privat mit MEINEM Skilehrer…
Diese Aussage machte meine Bedenken nicht kleiner, sollten sie ihre Berechtigung erhalten?
So viel sei verraten, sie wurden auch über Nacht nicht kleiner - die Bedenken.
Wie es anderntags weiter ging, erzähle ich dir morgen.
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