
Viele Jahre spielte Schatz bei der Familie eines Arbeitskollegen den Nikolaus. Er machte das richtig gut. In seinem Kostüm, dass er zuvor erhalten hatte und dem dicken Buch. Eines wo die einzelnen Seiten Notizen über die Taten und Untaten der 3 Kleinen über das Jahr hindurch notiert worden waren. Genau dort pickte er das heraus, was sie an Positivem geleistet hatten.
Schliesslich sind wir Beide, er und ich der Meinung, dass man an Lob mehr wächst als an Tadel. Mit seiner dunklen Stimme und seiner ruhigen Art erreichte er die Kinder gut.
Eines Abends im neuen Jahr, waren wir wie jedes Jahr zum Essen in genau dieser Familie eingeladen. Es war das Danke der Eltern an Schatz und sie waren der Meinung, da ich jeden Nikolausabend auf meinen Liebsten für mindestens 2 Stunden verzichtet hätte, sollte ich auch mit von der Partie sein. Wie lieb von Ihnen.
Doch genau beim Eintreten zu dem besagten letzten Dinner, zeigte das Mädchen in der Garderobe als uns die Jacken abgenommen wurden auf die Schuhe von Schatz und sagte mit bestimmter und vor allem lauthals: "Schau Mama - der hat dieselben Schuhe an, wie der Nikolaus." Wir Erwachsenen versuchten nicht zu lachen und einen Blickwechsel zu vermeiden. Lediglich Schatz meinte: "Na - dann kauft wohl der Nikolaus seine Schuhe am selben Ort ein wie ich."
Während die Kleine mit dieser Antwort zufrieden die Treppe hinauf hüpfte, war uns allen klar - das Thema Nikolaus - hat sich in diesem Haus definitiv erledigt.
Ich weiss nicht mehr, ab wann ich nicht mehr an den Nikolaus und das Weihnachtskind glaubte. Meiner Meinung nach hätte es sowieso den ersteren nie in meinem Leben gebraucht. Denn ich hatte vor jeglicher Maskierung schreckliche Angst. Und als dann im Kindergarten auch noch ein Klaus zu mir sagte: "Es wurde mir zugetragen, dass du nicht artig warst. Nicht gerne mit andern Kindern spielst und du lieber schon in der Schule wärst..." war durch die darauffolgende Reaktion der Drops gelutscht.
Ich nickte im Glauben, dass mich endlich jemand verstanden hätte. Ich wollte wirklich nicht spielen, ich wollte schreiben und lesen lernen...und mich nicht mit kleinen Kindern auseinandersetzten. (hahaha - sie waren alle gleich alt wie ich) "Ja - ja" sagte er mit tiefer Stimme und kalten blauen Augen über dem weissen Bart: "Deswegen bekommst du kein Jutesäckchen mit Leckereien geschenkt und du bist damit die einzige, der ich keines geben kann. Nächstes Mal kommst du bei Ruprecht in den Sack." Er schaute in die Runde und erklärte: "Liebe Kinder seit schön Artig, sonst ergeht es euch im nächsten Jahr wie der kleinen Angel." und damit erhob er sich stöhnend von dem kleinen Kinderstuhl und schritt mit Schmutzli (dt. Ruprecht) durch die Tür nach draussen.
Die Erklärung zu Hause, warum ich kein Nikolausgeschenk erhalten habe, da doch Peter, Alex und Gaby - ALLE - eines nach Hause tragen konnten, kam nicht so gut an. Egal - Nikoläuse erhielten von da an Minuspunkte, plus einen "Mag ich nicht Bonus." Und Schmutzlis sind eh unnötig! JAWOLL!!!
Als ich gestern beim Einkaufen ein rote Kutte mit Kapuze und weissem Part zwischen den Regalen vorbeihuschen sah, wechselte ich gleich die Richtung. Bei meinem Glück hätte er mich vielleicht noch angesprochen. ha ha ha - ho ho ho. Ehrlich – mein Herz ging grad für wenige Sekunden etwas schneller.
Jahrelang mussten wir auf Grund, dass meine Schwester 10 Jahre jünger als ich und 9 Jahre jünger als mein Bruder ist, den Glauben an einen Nikolaus aufrechterhalten. Sie allerdings war mit einer Aura gesegnet, bei der jeder Nikolaus weich wurde. Klein, zierlich, mit grossen braunen Kulleraugen, blonden Zapfenlocken und einem bezaubernden Lächeln, wickelte sie jeden Klaus, samt Rupprecht um den Finger. "Du bist aber eine Süsse - wie ein Engelchen." mussten wir uns immer wieder anhören. So auch bei Begegnungen im normalen Alltag Das sie, wenn ich auf sie aufpassen musste, weil Mama zur Arbeit ging ein echter Teufelsbraten sein konnte, daran hätte jeder Kapuzenklaus gezweifelt.
Ganz ehrlich - ich liebe meine Schwester sehr, doch es gab Momente, wo ich auf den Nikolaus Tag hoffte, an dem mal einer erscheint, der dieses Kind durchschaut. Sie wenigsten für 5 Minuten einen Schrecken bekäme oder für 2 Minuten in den Sack gesteckt. Hahaha Das Engelchen ihrer Schwester Angel das Leben manchmal echt schwer machte, das müsste mal wirklich gelüftet werden.
Doch genau das passierte nie...
So wurde es irgendwann mal Zeit sie auf den Boden der Tatsachen zu stellen und ihr knallhart zu sagen: "Es gibt keinen Nikolaus und auch das Christkind nicht!" Ich hatte das Theater satt. Sie blickte mich mit ihren Brauen Augen an, schüttelte kurz ihren Lockenkopf und sagte: "Das macht nichts." und grinste mich an.
Ich weiss bis heute nicht, ob sie schon von allein draufgekommen war und das ganze einfach mitgespielt hatte...Oder ob sie mir keine Genugtuung geben wollte.
Heute muss ich darüber lachen und auch über die vielen Menschen die Engelchen mit ihrer Art um den Finger gewickelt hat. Mehr noch, als wir im Frühling zusammen unterwegs waren, da sah ich ganz kurz nur...als sie etwas von mir wollte, das Engelchen mit ihrem süssen Lächeln und dem unverkennbaren Augenaufschlag in der mittlerweile Ü50 jährigen Frau aufblitzen. Lustig - ob ich auch noch solche Verhaltensmuster aus der Kindheit in mir trage - Oh Gott - da kommt mir das eine oder andere grad in den Sinn...hahaha
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