
Als Ruth unter meinen gestrigen Eintrag in die Kommentarzeile schrieb: "So schön geschrieben. Ich freue mich auf eine Kostprobe. Liebe Grüsse." Freute mich das sehr und ich war schon etwas gebauchpinselt.
In Gedanken stellte ich mir vor, wie wir um die Weihnachtszeit unsere Freunden einladen, meine Kalimba hervorgeholt und ihnen im heimelig geschmückten Wohnzimmer ein Konzert gebe. DOCH - Liebe Ruth, ich werde das nie tun!
Patsch - nun ist es raus. Ich gebe zu - das hätte ich in dieser Absage netter verpacken können. Doch ich bin nicht geschaffen für "Vielleicht" - "mal sehen" oder sonstige zwielichtige halb Verspechen.
Ich kenne mich genau - in der Fantasie würde ich euch Kostproben geben, bis die Ohren abfallen...hahaha.
Doch ehrlich - ich bin darin ein Hasenfuss.
Keine Sorge ich finde Hasenfüsse notwendig und es ist für mich kein Schimpfwort, denn sie gehören zum Leben dazu. Es braucht sie, um höhere Hürden überspringen zu können und mit diesen Überwindungen aus dem Hasenkostüm schlüpfen zu können. In was? Ach – ich denke in eine eigene neue Haut und um darin weiter zu wachsen. Doch manchmal hoppeln genau diese Füsse auch einfach in ein Versteck, harren dort im Schutze aus und stellen sich die Frage: "Muss ich das...um glücklich zu sein...? Oder spare ich mir die Energie für andere Hürden? Solche Momente sind meiner Meinung nach wichtig.
Liebe Ruth, an dieser Stelle danke ich dir Innigst für deine Zeilen, nicht nur weil ich dich sehr, sehr mag...doch auch, weil ich mir über meine Hasenfüsse und ihr Dasein noch nie so intensive Gedanken gemacht habe. Schmunzeln!
Meine Pelz Fuss Biografie begann, so glaube ich zu ahnen...als ich im Kleinkindesalter Erwachsenen zur Begrüssung die Handschütteln sollte...setzte sich zeitgleich mit dem Kommunizieren mit Personen, ob klein oder gross, fort. Ich hatte Angst vor Menschen. Zum Glück habe ich diese Phase überhoppelt.
Wohl unter Zwang meiner Eltern. Doch das ist egal, Hauptsache *Normal* das Kind. hahaha
Dann ermöglichte mir ein guter Onkel meinen Traum wöchentlich 1-2 Ballettstunden zu nehmen (ich war knapp 7 Jahre alt). 6 Jahre lang träumte und arbeitete ich daran Primaballerina zu werden. Doch BITTE ohne Publikum. hahaha Dieser unreale Traum verflüchtigte sich nach vielen Jahren mit dem Umzug in eine andere Stadt und dem nicht mehr vorhanden sein des Lektionen Geldes. Schade und trotzdem wurde mir eine Last genommen, denn ein Auftritt hätte bevorgestanden. Uff noch mal Glück gehabt.
Wie das Leben so spielt, manchmal erscheint so eine Hürde in anderer Form nochmalig. Kein Publikum - das ging nicht, als ich aus Beruflichen Gründen erst vor 6 später bis 40 und dann vor über 100 Personen referieren musste. Alles begann, dass jemand ausgefallen war, dessen Programm ich geschrieben hatte. Die Teilnehmer nach Hause schicken, ein No Go. Dann merkte man wie gut ich das kann (nach dem ich fast vor Lampenfieber gestorben bin) Und Zack, behielt ich diesen Job. Ein Wink des Schicksals, um aus meiner Hasenhöhle zu kriechen und Hopp wurde ich über die Hürde geschupst…wirklich Schicksal? Man weiss es nicht...
Dann gibt es eben Dinge, die ich ohne, dass mein Herz blutet, abgehakt habe. Dies weil sie schlichtweg nicht zwingend notwendig sind und es Alternativen gibt
z.B. Ballonfahrten...mit extremer Höhenangst - Aufnahmen kannst du dir heute über Dokus, sonstiges Bildmaterial holen oder einmal hat ein guter Kollege mit einer Drohne die Weitsicht für mich gefilmt. Es war so schön und ich kann es mir immer wieder angucken, weil es in einer Datei wartet.
Genauso einmal Shanghai sehen zu können. Für was fliegen, schwitzen und die Sprache nicht können..., wenn es für mich reicht über Dokumentationen oder Google Earth das alles in Ruhe geniessen zu können. Zu jeder Zeit.
Zu Tauchen - wenn man nicht schwimmen kann...hahaha ich muss lachen, wie zwiespältig man manchmal ist. Ich lebe gut ohne das. Genauso zu singen, wenn man keine gute Stimme hat...Ach - Gott - zu Hause, wenn es niemand hört, den es grenzt schon an Körperverletzung. hahaha
Ohne all das lebe ich sehr gut und im Laufe der Jahre wurden meine Schuhsammlung an Pelzfüssen weniger und weniger, die Hürden niedriger und niedriger...Zeit nur noch für Dinge die wirklich Wichtig waren.
Am Ende steht, bin ich glücklich? Mit meinem Leben, mit dem was ich erreicht habe und meinem Umfeld? Und wenn ich mir wieder mal meine Hasenschuhe anziehe...na - dann frage ich mich...Luxus oder Notwendig? Ich werde mir bewusst, dass es Hausgemacht und mit Erwartungen entstanden ist und mir alle Möglichkeiten offenstehen, wenn ich denn will.
Und so werde ich - Liebe Ruth und alle meine Lieben, wohlwollend an euch denkend - in meinem stillen Kämmerlein sitzend mit meiner Kalimba Melodien klimpern und glücklich schmunzeln.
STOPP! Eine Zuhörerin gibt es...eine in dem Zeitraum meist schlafende. Naya wird zugegen sein. Sie, die still und nicht inbrünstig jaulend, wie damals Harun bei meinen Akkordeon Übungen...hahaha und das, ja genau das... genügt für meine Verhältnisse vollständig.
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Ruth Vordermann (Freitag, 21 Oktober 2022 08:01)
Ja liebe Angie, ich bin immer wieder fasziniert von deinen Geschichten. Es könnte fast meine Geschichte sein .ich bin auch froh niemandem etwas beweisen zu müssen.
Ich habe nämlich eine Panflöte die ein einsames Dasein fristet in der Schublade . Ha ha ha
Ich wünsche dir einen wunderschönen musikalischen Tag . Ruth