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Haben

"Nein - ich bin nicht unzufrieden..."

Ich kannte Schatzes Gesichtsausdruck, wenn ich wieder von einer neuen Idee sprach. "Wirklich nicht" doppelte ich nach "Doch weisst du..." ich machte eine Pause, um die richtigen Worte zu finden, doch es fiel mir nichts Besseres ein als..."es würde so gut und erst noch schön aussehen." 

Ja, genau - ich konnte es mir so bildlich vorstellen und ich wusste, es würde ihm auch gefallen. "Weisst du - wenn du sagst, du möchtest es nicht, dann bin ich weder unglücklich noch traurig und schon gar nicht enttäuscht. Würde ich morgen auf dem Totenbett liegen, dann würde ich sagen, dass mein Leben erfüllt war und ich gut gelebt habe. Dankbar bin für alles! Wirklich alles - egal ob mit oder ohne neue Wand in der Küche.» hahaha

Ich musste lachen - Ja wirklich - es geht um eine neue Wandgestaltung in der Küche. Eine mit grossen Flusssteinen besetzt und breiten gekalkten Fugen. Nichts anderes. hahaha

Doch ich weiss - bestimmt ist es manchmal ein Kreuz mit mir. Der Frau der *neue Ideen*. Und manche dann auch umsetzen möchte. Die Frau, die es liebt, nicht ständig, doch immer wieder mal etwas zu verändern. "Schliesslich verändern wir uns auch und diese Wand ist nun 10 Jahre unangetastet geblieben." War eines der Argumente, die ich hervorbrachte. Die jedoch den Mann der gerne beständig, geordnet und mit wenig Veränderung leben möchte, überzeugen wollte, es sich wenigsten anzusehen. Was er dann auch tat. Und ich dann sagte: "Wenn du es mit mir nicht angehen möchtest, dann ist das auch ok." es sich dabei nicht um eine Strategie handelte, sondern so gemeint ist wie gesagt. 

Und nein - ich bin nicht ruhelos. Sondern in meinem Kopf, Herz und Seele sieht es eher aus wie das Korbsortiment an einem Marktstand, dass ich vor kurzem gesehen hatte. Und Schwupps macht es, als wäre Post angekommen finde ich eine Idee im Lila Korb und morgen oder schon in zwei Stunden Schwupps eine weitere in dem Gestreiften. hahaha. Manche schiebe ich dann beiseite, andere möchte ich umsetzten und bei manchen bräuchte ich das Handwerkliche Können von Schatz.

Apropos ich war hin und weg, hätte mich wahrscheinlich für keinen der Körbe entscheiden können, (Was eher selten vorkommt) weil sie für mich alle so schön. "Das ist Ware aus Marokko" sagte Schatz. So war es auch. Und währenddem er sich mit der Erkenntnis, wo sie erzeugt wurden, weiterbewegte, blieb ich wie mit Kaugummi an der Sohle stehen und knipste min. 5 Bilder. SIE SIND SO SCHÖN!

Und ich wüsste auch schon was ich mit einem oder mit allen anstellen würde. Es sprudelte wieder einmal. 

Trotz allem gab ich mich mit den Fotos zufrieden und wer weiss, vielleicht sehe ich diesen Afrikanischen Herrn wieder einmal irgendwo und dann kaufe ich einen bunten Korb. So löste sich der Haftgummi unter meiner Sohle und ich folgte Schatz zum Käsestand. Hahaha - Wo er sich im Begeisterungszustand befand. Hahaha so sind wie verschieden.

Es war schon immer so. Und erst recht bei mir - Doch wann es begann --- ich weiss es nicht. Nur das ich mir meine Welt schon immer schöner machte. Schon von klein auf. Bastelte mir unzählige Blumen aus Papiertaschentücher, besprenkelte sie mit Tinte und verzierte damit mein Zimmer. Malte mir Stundenlang eine schöne Welt auf Papier. Okay - die Phase mit den Gräbern, Totenköpfen und Kreuzen mal beiseitegeschoben. Ich freute mich schon immer aufs Erwachsen werden und umsetzen können. Das war die Freiheit, nach der ich mich nach einem strengen Regime freute. Dazu braucht es nicht viel Geld daran glaubte ich fest.

Und dann als ich meine erste Wohnung mit 17 hatte, führte mich mein Weg in das Brockenhaus, kaufte mir nach und nach Gegenstände und gestaltete so meinen Hausrat. Befreite Möbel altem Schmutz und Farbe und bemalte sie neu. Malte Bilder für die Wand und war eine Meisterin mit Tüchern umso einiges Wohnlicher zu machen. hahaha später legte ich auf meinem Balkon meinen Gemüse- / Blumengarten in Gefässen an. Und ich bastelte, Werkte und legte mir vor allem eine Liste an, um meine Ideen festzuhalten. Die meist Nahts kamen. Denn tat ich das nicht, verschwanden sie wie sie gekommen waren und andere Ideen nahmen ihren Platz ein. 

Und dann kam letzthin plötzlich die Frage auf: "ich bin nun ü 60 - lohnt es sich überhaupt noch, Dinge im Haus und Garten zu verändern." Nach einer kurzen Überlegung sagte ich mir: "Egal wie alt ich bin oder wie lange ich noch lebe, wenn ich Lust auf Veränderung habe, oder etwas verschönern, anpassen oder sonst was möchte, dann tue ich das." Ja genau - denn mit 30 oder 40 stellt man sich diese Frage auch nicht und dabei könnte es auch da plötzlich der letzte Tag sein. Wie heisst es so schön - man soll seine Träume umsetzen. JAWOLL!

 

"Mensch Schatz - was wir schon alles geschaffen haben», sagte ich in Erinnerungen schwelgend an diesem Abend am Gartentisch "und wenn du sagst, du magst diese Wand so wie sie ist...10 oder 20 Jahre oder wer weiss noch länger - dann ist das echt voll Okay."  Wir lächelten uns an...und ganz sanft nahm er meine Hand.

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