
Eines Tages - es ist schon länger her - wurde mir bewusst, wie schön der Blick aus einem der 4 Fenster eines oberen Raumes in unserem Haus ist. Doch dazu musste man sich an die rechte Wand stellen. Oder beim Vorhänge auf Schieben, den Laden aufmachend oder beim Fenster öffnen zum Lüften in den Genuss kommen. Denn steht man direkt davor, erblickt man die Holzfassade der riesigen Scheune des Nachbarn. Damit entgeht einem die Schönheit eines Wiesenhanges mit Sträuchern, auf dem meistens Rinder - manchmal auch Schafe - grasen. Wunderschöne Obstbäume auf dem Feld, ein Kranz von Wald und ein sich auf der mittleren Ebene befindender Bauernhof. Es wirkt alles so idyllisch und ruhig. Nicht genug - Über dem Ganzen ein weiter Himmel, wo oft die Wolken in Gebilde, mal langsam mal schneller vorbeiziehen. Das alles jedoch nur, wenn ich meinen Kopf leicht nach links drehe.
Schnitt -
Ebenfalls vor einiger Zeit kaufte ich mir, trotz abraten von Schatz ein Klappbett. "Du wirst sehen" sagte er "Es wird kaum benutzt werden." So kam es auch - für die wenigen und seltenen Besucher, rentierte es sich eigentlich nicht. Und es kam, wie von Schatz prophezeit: "Heut zu Tage fährt nachts jeder nach Hause" Recht hatte er - ich muss es gestehen. Zumal die einzige Besucherin, die kein Auto hatte und hie und da hier nächtigte, machte erst den Motorrad- und dann den Autoführerschein. Mehr noch, sie hatte plötzlich einen Freund, der sie abholte oder mitkam. Ich gönne es ihr von Herzen. Doch so begann für das Klappbett, welches doch seinen Zweck zu erfüllen wünschte (lach) der Dornröschen Schlaf in einem Schrank. Die kleinen Räder wurden abgeschraubt, als würde man ihm die nötigen Schuhe entfernen und die Matratze gequetscht wie ein Korsett zu eng geschnürt damit sie nicht so auftrug.
Schnitt -
"Hast du mal gesehen, wie schön die Aussicht aus diesem Fenster ist?" fragte ich Schatz "ich wünsche mir ein Tagesbett - genau hier an diese Wand." ich hatte ihn nach oben gebeten um meinen Wunsch möglichst Szenennah zu erklären. "Und wenn du magst..." fuhr ich weiter "So könntest du mir doch eines bauen - ich habe Massgenommen." Schatzes Miene verfinsterte sich: "Wann muss ich mal nichts mehr bauen." Ich lachte - denn es ist jedes Mal sein Lieblingsspruch, wenn ich ihn mit einer neuen Idee konfrontiere. Ich hätte vielleicht nicht so frech lachen und ihn dann auch noch keck in die Seite stupsen und das Wort "Niiiiiiiieeeee" ausrufen sollen. Der Braten war gegessen.
Okey - drängeln hilft nichts - das habe ich in den vergangenen 40 Jahren gelernt. Ich war etwas traurig, enttäuscht und auch ein bisschen sauer. Schliesslich hat in meinem Kopf alles schon so hübsch ausgesehen.
Doch wer mich kennt weiss, dass ich mich nicht so leicht geschlagen gebe. Und Schatzes etwas Vorwurfsvolle Sätze - "Erst wolltest du hier Halterungen und Bretter als Büchergestell und nun ein Tagesbett...was wird das nächste sein" wurden grosszügig überhört. Er versteht nicht, dass Frauen immer im Wandel sind und für so vieles offen... in dem Falle für ein Tagesbett.
Eines Tages - Schatz war an einer 3-tägigen Klausur (Glück muss Frau haben) entfernte ich die untersten Bretter der Wand. Sortierte die Bücher aus - bot sie Kostenlos im Internet erfolgreich unter meinen Freundinnen an und hievte das Gästebett aus dem Schrank im unteren Stock nach oben. Da die Masse nicht dem eines normalen Bettes entsprechen, sondern kürzer und schmäler sind, fügte es sich wie eine extra angefertigte Sohle in einen Schuh - genau an den vorgesehenen Platz. Ich machte ein Glücks Tänzchen zu der Musik im Radio. Okey - es ist etwas niedrig - doch manchmal muss man halt ein paar Abstriche machen. Längst nicht so schlimm - wenn ich das ganz dicke Kissen drauflege, damit kann ich supergut durch das Fenster genau das gewünschte Bild betrachten.
Mmmmhhhh - die Matratze war recht dünn und nicht sonderlich bequem für regelmässige Liegezeiten. Doch auch für das fand ich eine Lösung. Ich liebe Decken und Überwürfe für Betten. So findet man in unserem Wohnbereich so einiges. Einige zusammengetragen und einmal gefaltet, auf die Matratze gelegt, wurde grad alles viel kuscheliger und weicher. Dazu ein Bettdecke, die als Not Decke sonst in einer Plastikbox unter dem Bett auf seinen Einsatz wartet. Wie praktisch - so sind jene die nicht täglich benötigt werden sinnvoll verstaut. Zudem das Bett aus dem Schrank verbannt, bietet nun viel Platz für anderes. Zuletzt ein hübscher Überwurf drauf - viele Kissen und was soll ich sagen: "Hey Leute - ich habe mein Tagesbett - Hurraaaaa!" (im Bild)
Dort liege ich manchmal zum Lesen - oder bei offenem Fenster, um die Sonne zu spüren und den Wolken zuzusehen. Wenn es regnet ein Mittagschläfchen zu halten oder dem Verlauf der Tropfen an der Scheibe zuzuschauen - mir Gedanken machend – einfach zu sein. Immer glücklich, weil der Blick durch dieses Fenster so schön ist und der Platz für all das Ideal.
Übrigens - als Schatz nach den Tagen auswärts nach Hause kam und ich ihm dies zeigte, schmunzelte er - gab mir einen Kuss und sagte mit einem sanften Gesicht: "Vielleicht bau ich dir mal ein richtiges." Schatz – es sei gesagt: "für mich ist dieses genau richtig - natürlich nur bis vielleicht ein noch richtigeres kommt." lach
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