
Oft erzählt das Leben Märchen... ich meine damit nicht die kitschigen und romantischen, sondern so was wie Hänsel und Gretel oder ähnliches. Folgende Geschichte steht einer Grimm Erzählung in nichts nach. Könnte ihr gar das Wasser reichen.
In Erinnerung gerufen wurde sie gestern als ich über Nayas Adoption durch uns und den Schritt ihrer damaligen Menschen sie abgeben zu wollen, beschrieben habe.
Die folgende Geschichte hat sich tatsächlich so zugetragen, auch wenn ich mit den Worten beginne:
Es war einmal...vor langer Zeit...
ein kleiner Ort in Deutschland. Etwas abseits des Dorfes stand ein Gehöft wie aus dem Bilderbuch. Ein Mann, mit oder ohne Frau ist mir nicht bekannt, bewohnte das Anwesen mit Pferden, Kater und Hund. Alles wäre so idyllisch gewesen, wäre der Betrieb auf dem Hof nicht in die roten Zahlen gerutscht. Die Weltlage war nicht die Beste. Denn nicht nur diesem Mann ging es so, generell musste überall gespart und Stellen abgebaut werden. "Was soll ich tun." Der Mann rang mit sich die Schritte einzuleiten, welche ihn nicht am Hungertuch nagen lassen würden.
Er verkaufte nach und nach ein Pferd nach dem andern. Nebenbei suchte er nach Arbeiten ausserhalb seines Betriebes und versuchte an allem zu sparen, dass sich nur irgendwie anbot. Sogar ein Inserat wurde verfasst um Mitbewohner auf seinem Hof als Mieter zu finden.
Wie in einem Märchen kam...nein! nicht die gute Fee..., sondern eine Anfrage aus dem Fernen Italien. Der Herrn war auf der Suche nach einem speziellen Hund. Er glaubte ihn im Vierbeiner des Mannes vom Gestüt gefunden zu haben. Kein Wunder, handelte es sich dabei um einen prämierten Hund. Mehr noch - besagte ein Amtliches Dokument, dass er ein sogenannter Zuchtrüde sei. Getestet in Wesen und Aussehen ein echter Gewinn und somit dürfte er seine Gene an Nachkommen weitergeben. Genauso war, dass dar niedergeschrieben und beglaubigt.
Der Herr reiste von Italien nach Deutschland. Den, ja genau den Hund musste er haben. Er war mehr als angetan von dem prächtigen Rüden. Und so bot er dem Mann (immer noch in Not) einen horrenden Preis für dieses prächtige Tier an...dieses Angebot hätte den Mann in Deutschland aus vielem befreit und er hätte einen Neustart wagen können.
Wer gibt schon seinen Hund einfach so her? Niemand - so auch nicht der Hundebesitzer. Er wollte Bedenkzeit. Vielleicht tat sich noch eine andere Möglichkeit auf, zu Geld zu kommen, um den Betrieb wieder in Gang zu bringen.
Doch an einem Tag und einigen Schlaflosen Nächten - kurz nach dem Besuch des Italieners musste er sich eingestehen, er konnte sich drehen und wenden, es blieb ihm keine andere Möglichkeit als das äusserst gute Angebot anzunehmen und den Herrn mit seinem Hund nach Italien reisen zu lassen.
Grosse Trauer lag über dem Hof. Er hatte sein liebstes verloren. Es fühlte sich nicht gut. Auch wenn er mit dem erhaltenen Betrag wieder einiges in Gang bringen konnte. Er litt buchstäblich wie ein Hund. Doch in all dieser Niedergeschlagenheit machte er sich selbst ein Versprechen. "Ich hole meinen Hund wieder zurück" Dies, ohne zu wissen, ob der Italiener jemals wieder das prächtige Tier abgeben würde.
Der Mann in Deutschland schaffte sich einige Notwendigkeiten an und arbeitete von da an wie ein verrückter. Teilte seinen Hof mit Mietern. Schliesslich hatte er ein Ziel. Einige Jahre gingen ins Land, wie viele ist nicht bekannt.
Eines Tages war der Betrieb, wieder auf der Höhe. Sämtliche Schulden abbezahlt. Nun galt es das sich selbst gegebene Versprechen einzulösen. Der Deutsche fuhr nach Italien. Nach längeren Verhandlungen wurde ein hoher Betrag auf den Tisch gelegt. Endlich! Endlich war sein Hund wieder in seinem Besitz. Der Italiener führte ihn dessen grossen Anwesen in eine Garage...dort stand eine Luxuslimousine neben anderen, Sportwagen der hohen Preisklasse und Super Motorräder. Ganz zuhinterst in einer dunklen Ecke sass etwas. Beim näher kommen konnte man einen Hund erahnen. SEIN HUND! Der Zustand war nicht der Beste. Sein einstig schönes Fell war zerzaust und ungepflegt, der Hund wirkte verschüchtert und unsicher. Er erkannte kaum seinen früheren Besitzer. Vielleicht weil in seinen Augen das Lebenslicht nicht mehr so hell leuchtete. Sich vielleicht schon langsam zu verabschieden drohte.
Der Mann brachte seinen Hund nach Deutschland zurück in sein altes Heim. Dort wurde er gepflegt, gehegt und er versucht die Stärke, die das Tier einst besass, wieder zu finden und ihm zurückzugeben. Es wurde nach und nach besser...doch bis zu seinem Tod in einem hohen Hundealter, verkroch sich der Hund unter dem Auto, wenn er sich zu unsicher fühlte. Ihr Lieben, am Ende zählt, dass er ab da wieder ein würdiges und geliebtes Leben haben konnte. Und sie wieder zusammen sein konnten.
Als ich diese Geschichte von dem Mann aus Deutschland vor vielen Jahren erzählt bekommen habe, sagte ich: "Das könnte ich nie - meinen Hund weggeben." Seine Worte: "Sag nie - nie! Du weisst nicht, wie dir das Leben mitspielt" und ich ergänzte: "Und manchmal hält es auch ein Happy End bereit."
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