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Buchstaben

Als ich Au Pair Mädchen in Genf war, lernte ich das Scrabble Spiel kennen. Madame und Monsieur setzten sich nach jedem Mittagessen an einen kleinen Antiken Tisch, genossen den Thymian Tee, den ich auf Wunsch frisch zubereitet serviert hatte und spielten Wortlaut das erwähnte Brettspiel. Es handelt sich dabei um das Legen von Worten. Je nach benutzten Buchstaben erhält das Wort mehr oder weniger Punkte. hat man gelegt, dürfen aus einem Säckchen neue Steine gezogen werden. 

Mit den Worten: "Ich spiele nicht gerne." konnte ich mich stets aus der Affäre ziehen um nicht mit spielen zu müssen. Ausserdem war mein Französisch in der Rechtschreibung nicht sonderlich gut. So gesehen, wäre ich ein leichtes Opfer gewesen. 

Später - ich war mit Schatz zusammen, nahm ich auf unsere Urlaube in gemieteten Häusern immer ein Scrabble Spiel oder ein grosses Puzzle mit. Das hat sich bei Regen- oder Sturmtagen bewährt.

Letzthin habe ich ein solches, mittlerweile in die Jahre gekommenes Spiel aus dem Schrank genommen und in dessen Schachtel Notizen über Gewinn und Verlierer aus dem Jahr 2006 (Bretagne) gefunden. Unter dem Spielbrett lag sogar noch ein Blatt, das in der Toskana ausgefüllt worden war. Das muss so 2001 oder so, gewesen sein

Die Kommentare und zum Teil mit Zeichnungen unterlegt sind zu lustig. 

 

Mit Schatz zu spielen war nicht immer einfach, denn er legte Wort die es gar nicht gibt. Und erst seine Behauptungen, dass es diese geben würde…waren echt mühsam. Er versucht zu schummeln, dass sich die Balkon bogen. Meinte, dass sie im Duden stehen würden. Eines Tages lag dann auch noch ein Duden mit im Reisegepäck. Ich hatte genug von dieser Spiel Philosophie. Fertig mit der Schummelei - dem ganzen wurde ein Riegel geschoben. Schatz war nicht erfreut: "So mag ich nicht spielen - ich erwarte etwas mehr Vertrauen in meine Person." ich lachte lauthals - wie sollte ich jemandem Vertrauen der, um zu gewinnen, mich über den Tisch ziehen will - hahaha

So blieb bei den weiteren Urlauben das Wortbrett und die Spielsteine zu Hause und nur ein Puzzle machte sich mit auf die Reise.

Bis - ja bis, ich im November 2012 nach einem Unfall beim Hausumbau an einer schweren Entzündung im Arm litt. Das sowieso vorhandene Lymphödem in genau diesem Arm, machte alles noch schlimmer. Es war eine schlimme Zeit, bei der ich dann noch eine Blutvergiftung bekam und nach 3 Monaten liegen und ruhiggestellt, genau dieser Arm lahm war. Ich konnte ihn nicht mehr heben, nichts greifen usw. Lernen von 0 an ihn wieder zu benutzen war ein Kraftakt. Eine Gabel nicht mehr halten, mich nicht mehr selbstständig kämmen zu können usw. hatte ich mir vorher nie vorgestellt.

Während der ganzen Zeit umsorgte mich Schatz so gut es neben seinem Job, Hund, Haushalt und Einkaufen ging. Ausserdem war der Hausumbau in vollem Gange. Mitte Dezember schenkte er mir mit den Worten: "Das ist ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk, damit es Dir beim ruhig liegen nicht so langweilig ist." ein Tablett. Ich war glückselig. Endlich etwas das mich mit der Aussenwelt verband. Meinem Arzt oder der Arztgehilfin, die immer wieder zum Hausbesuch vorbeikamen, sowie meine Freundinnen die sich abwechselnd zeigten erklärte ich: "Ich komme mir vor wie Rapunzel im Turm." Abgeschottet. Eines Tages entdeckte ich glücklicherweise eine Gratis-App die Anpries etwas ähnliches wie Scrabble zu sein. Man konnte entweder mit Personen spielen, die man kannte und diese App auch besassen oder man aktivierte den Zufalls Generator und es wurde jemand Fremdes zum Spielpartner. Mir blieb nur die 2. Variante. Das Spiel besass auch die Möglichkeit miteinander zu chatten. Meine Neugier mit wem ich da im Spiel stehe, liess mich dies tun. 

So lernte ich eine Dame aus Wuppertal, eine junge Frau aus Berlin und eine Frau aus dem Tirol kennen. Einige klickte ich weg, weil sie sich anscheinend ein etwas anderes Spiel erhofft hatten.

Doch die 3 Damen blieben mit beinahe 2 Jahre treu. Mit der Zeit wusste man, wenn sie zur Arbeit mussten. Oder das nun am Wochenende keine Zeit zum Spielen blieb, weil sie einen Städtetrip, Party oder Besuch der Tochter hatten.  Doch an erster Stelle stand immer das Spiel mit den Buchstaben.

Irgendwann - der Unfall, das Krank sein und liegen hatte endlich ein Ende und ich konnte auch wieder Beide Arme gebrauchen als wäre nie was gewesen, loggte sich Schatz auch in dem Spiel ein. Seit vielen Jahren ist das nun ein kleiner doch kontinuierlicher Teil unserer Freizeit. Bei Pausen, nach Feierabend, manchmal im Urlaub und irgendwie und sowieso... einem Wort Duell gegeneinander sind wie nicht abgeneigt. Das geniale - ohne zu Schummeln. Das ist mit diesem System nicht möglich, weil das Spiel keine Worte annimmt, die es in keinem Duden gibt. hahaha 

Und auch wenn Schatz sagt, dass er in der Statistik - ja dies kann man eben auch einsehen - weit hinten liegt, so kann ich ihm nun hier und in aller Öffentlichkeit berichten: "Pfeif auf die Statistik - ich muss mein Hirn wirklich anstrengen, wenn ich gegen dich spiele. Es ist schon lange kein Spaziergang mehr." Das war es vielleicht vor ein paar Jahren – als er noch ein Greenhorn – hahaha Doch mittlerweile ist es genau so - ich werde echt gefordert - doch das macht Spass und ich liebe es. Denn, Leute, immer gewinnen ist nicht toll – es wird langweilig.

 

Nun muss ich meine Aussage von einst revidieren: "Ich bin eine Spielerin- doch nur wenn mir Buchstaben zur Verfügung stehen und am liebsten in der Kombi mit Schatz."

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