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Wasser

Könnte ich zaubern, so liesse ich es regnen. Nicht nur für 3 Minuten wie es vor Tagen oder Wochen ganz selten mal vorkam. Nein - so richtig lange. Nicht heftig – doch andauernd für einen oder 2 Tage, das sollte uns mit einem durchdringenden Landregen schon gegönnt sein. Jener Guss des Himmels, von dem ich behaupte, er mache schön. Du kennst ihn auch. Er ist so fein und nur sehr leise hörbar. Durchdringt jedoch alles. Man ist innert kürzester Zeit Pietsche Nass. So als hätte man eine Duschbrause, die auf uns herniederregnet, installiert.

Das dachte ich als ich heute Morgen mit den kläglichen Resten unseres Wasserfasses, in der kleinen 8 Liter Kanne von Strauch zu Strauch ging und hier ein bisschen abgab, und da ein bisschen und...Oh leer!

Als ich mit der grünen alten Plastikkanne zum Ausgangspunkt zurückmarschierte, war es so als hätte jemand gerufen: "Wer will noch?" und alle nicht gegossenen Pflanzen streckten ihre Hände nach oben und schrien...: "Ich - ich, nein ich - ich auch!"

Ein Bild meiner damaligen Schulklasse kam in meinen Gedanken hoch. Damals im Unterricht als die junge hübsche Handarbeitslehrerin, die wir alle heimlich verehrten, eines Tages fragte: "Wer hilft mir heute…?" die Hände flogen in die Höhe. Jede der Schülerinnen wollte mit von der Partie sein und erst recht als das Fräulein noch anfügte: "Wer mir hilft, darf bei mir zu Hause ein Stück Kuchen zur Belohnung geniessen." In dem Moment war selbst ich nicht mehr zu halten. Streckte meine dünnen Arme in die Höhe und rief ebenfalls und entgegen meinen Gewohnheiten ganz laut: "Ich will auch!" Oh mein Gott! Was hatte ich getan - das gibt Ärger - Papa würde das nie erlauben, dass ich wo helfe. Schon gar nicht einer Lehrerin - die leisten nichts und werden gut bezahlt. So seine Äusserungen. Und dann auch noch auf Apfelsaft und Kuchen bei ihr zu Hause. «So eine junge hat doch nichts auf dem Kasten» Doch die Schicksalsgöttin hatte wohl meine Bedenken erkannt und das Fräulein 6 andere Mädchen auswählen lassen. Uff Glück gehabt. Doch in Gedanken stellte ich mir trotzdem vor wie schön es hätte sein können. Egal - die Erzählungen der Gewinnerinnen am nächsten Tag auf dem Pausenhof reichten mir aus. Schliesslich war ich zur Genügsamkeit erzogen.

Heute Morgen wurde die Lage auch etwas gerettet. Nicht gänzlich - doch so, dass ein Überleben der restlichen Pflanzen gesichert werden konnte. Nebst den beiden Regenwasserauffangbidons welche im Moment leer, gesellen sich nun neu Regenfass Nummer 3 und ein kleineres hinzu. Ich nenne sie Frau Fass mit Kind. Die Namensgebung war zufällig, weil sie so nebeneinanderstehen und es echt den Eindruck macht, als wären es Mutter und Kind. Hahaha

Frau Fass ist noch nicht an den Abfluss des Daches angeschlossen. Wird jedoch schon Bald geschehen. Und das Kleine haben wir am Vortag spazieren gefahren. Mittels Sackkarren marschierten wir gut gelaunt nach oben an die Hautstrasse, wo die Gemeinde einen Hydranten mit "Frei" Wasser zur Verfügung stellt. Dort haben wir etwas Nass geholt. 250 Liter keine 800 wie bei der Mama - würde das neue Fässchen fassen, doch bei einem Drittel ging der Sackkarren schon ganz schön in die Knie. Trotzdem der Nachhauseweg mit dem kleinen Tank, der mehr Luft als Wasser enthielt machte unserem Gemüt eine gelöste Stimmung. "Genug für den nächsten Tag und dann kommt ja schon Bald…" 

 

Ja - es kommt was...doch was? Das erzähle ich Dir in den nächsten Tagen...bis dahin hoffe ich auf ein bisschen Regen. Und bis dahin werden wir den Gang zum Hydranten am frühen Morgen oder am späten Abend in Kauf nehmen. Denn schliesslich sollen alle unsere Pflanzen die Chance zum Überleben erhalten. So als wären sie mit von der Partie, wenn gefragt würde: "Wer will..." und sie ihre Pflanzenärmchen Gewinnbringend in die Höhe strecken können.  

 

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