
Als ich heute an derselben Stelle vorbei ging hing er nicht mehr da. Der Flieger aus Styropor. Wir sind es gewohnt, bei einem Dorfrundgang einen verloren gegangenen Schnuller auf einer Vorgartenmauer liegend und wartend auf den passenden Baby Mund, zu sehen. Ab Herbst auch mal einen Handschuh oder eine Mütze, die ihren Besitzer vermisst, sowie immer wiederkehrende Aushänge von verschwundenen Katzen oder Schildkröten, doch dieses an der Strassentafel hängende Teil, hat schon einen Seltenheitswert.
Vielleicht hat genau dieser Flieger für Tränen in einem kleinen Kindergesicht gesorgt. Oder - eine unglückliches bei einem Erwachsenen. Denn ich weiss aus Erfahrung wie wertvoll so ein Fluggefährt bei manchen Personen sein kann.
Wenn ich da an meinen Bruder denke und Schatz in den Anfangsjahren unserer Beziehung. Zusammen zogen wir los. Schatz, mein Bruder und seine damalige Freundin, sowie ich. Wir Mädels setzten uns ins Feld unter einen Baum führten Gespräche und beobachteten das Tun der Jungs.
Einmal waren es Ferngesteuerte selbstgebastelte Flugzeuge, dann lösten andere Dinge diese ab. Wenn man die Geschichten dieser Leidenschaft kennt, war das auch nur eine Frage der Zeit und so klar wie Klossbrühe, dass es so kommen musste.
Da erinnere ich mich zum Beispiel grad an die Leidenschaft des Drachensteigens. Früher noch aus dem traditionellen Seidenpapier und mit einer Schnur gefertigt, wurden sie später von Schatz auf der Maschine aus Spinnaker (modernes Segeltuchmaterial) genäht. Sie hiessen nun Lenkdrachen und besassen Griffe, um sie besser halten zu können. Einen hat er so gefertigt, dass als er ihn an einem Stuhl festgebunden hatte, um was holen zu gehen, dieser sich in die Lüfte erhob. Man hätte damit ein Kleinkind auf Flugreise schicken können. hahaha – Weiter erinnere ich mich genau aus dieser Zeit, an eine Situation als wir nach Feierabend mit Gleichgesinnten die Drachen steigen liessen und mit einem lauten Knall die Schnur vom Drachen krachte. er flog dahin - immer weiter und weiter - wurde immer kleiner und kleiner. Wir stiegen unter Gefolge in unsere Autos und fuhren in die Richtung, in die der dreiste Ausreisser abgehauen war. Nach etwa einer halben Stunde war er gefunden. Liegend hinter einem Zaun, auf einem Fabrikgeländer. Den Rest kannst du dir auf jeden Fall denken. hahaha natürlich, eine Kletteraktion über den hohen Zaun. Die Freude war gross als er endlich wieder mit uns im Auto zum Ausgangspunkt zurückfuhr. Der Drachen ist damit gemeint – hahaha
Dann war da noch ein Bumerang - hahaha - einer von einigen der *nicht wiederkehrenden* - hahaha - Schatz und Bruder gingen mit ihm aus dem Haus und kamen nach Stunden ohne wieder. Er sei nun Teil eines Dornengestrüpp an einer Tunneleinfahrt der Eisenbahn. "Es war nicht möglich ihn wieder zu holen." war die gemeinsame Aussage. Ihre Arme und Beine sprachen davon, dass eine Rettung ausgiebig probiert worden war. Schatz war enttäuscht - Es war doch ein echter – einer aus Australien. Mein Aussage: "Das hättest du ihm mal flüstern sollen, dass er wiederkehren soll." kam nicht wirklich gut an. hahaha
Wir Mädels verstanden nie, was an diesen Leidenschaften so toll sein soll. Auch nicht als die Phase der Modell Autos mit Motor in unser Leben trat. Es wurde die Strasse rauf und runter gefräst. Parcours gebaut - Slalom gefahren und Wettrennen gemacht. Lautstark gejubelt und hin und wieder geschimpft. Trotzdem waren wir immer dabei - neeeeiiiiin - nicht nur zum Kopfschütteln hahaha - Schatz baute sich ein Exemplar mit einem Benzinmotor. Ein Höllenkrach fabrizierte dieses Teil - einfach unglaublich. Doch der Spass war garantiert - zumindest für die Kerle. Wir Mädels waren auch hier einfach dabei.
Du denkst es gibt keine Steigerung? Als im Winter ziemlich Schnee - auch auf den Strassen lag, wurde eine Steigerung geboren.
Stichworte gefällig? Schatz & Bruder, Motorrad - Seil - Plastik Bob... hahaha (Das würden sie heute nie mehr wieder tun - grosses Indianer Ehrenwort)
Am Ende schrie einer - weil der Bob auf der nun gefühlten 30-mal befahrenen Strasse nicht mehr auf Schnee und Eis, sondern auf den blanken Asphalt schrubbte und so nicht nur der Plastik weg...ne - hahaha ein Teil der Jeans am Gesäss war auch sichtlich dünn geworden. Auch sass Bruder nicht mehr wie ein stolzer Ritter mit einem Dauergrinsen im Gesicht auf diesem Teil... hahaha Eher verzerrt war seine Miene – hahaha Ich weiss man sollte nicht lachen und die Aktion hätte böse ins Augen gehen können. Doch schliesslich waren wir jung und voller Ideen. Oh Gott - nun spreche ich schon von WIR. Ist man als Zuschauerin mitverantwortlich bei durchgescheuerten Hosen? hahaha Ne - wohl nicht...Oder?
Das Vorhaben im nächsten Winter das Ganze mit einem Holzschlitten mit Metallkufen ausgestattet auszuprobieren, wurde dann nicht mehr umgesetzt. Wir wurden plötzlich und irgendwie Erwachsen. Heute kommt es mir vor als sei das über Nacht passiert. Komisch.
Die Damen meldeten sich im Jazzballett an und die Herren gingen unterdessen (einmal die Woche) lecker Essen, mit gutem Weinchen dazu. Im Anschluss bürgerte sich der Genuss einer Zigarre ein.
Das war damals - vor hundert Jahren oder so... als man in den Restaurants noch rauchen durfte. Oh Gott - ist das lange her. Und unglaublich welche Erinnerungen durch ein Flugzeug an einem Verbotsschild hängend aus der Versenkung hochsteigen kann. Damals als unser Spass noch ganz anders aussah als heute. hahaha Danke dafür!!!
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