
Meine neue Nähmaschine war nach der Bestellungsaufgabe tatsächlich anderntags vor der Haustüre gelandet. Sogleich wurde sie ausgepackt und angeschlossen. Die Gefühle dabei waren gemischt. Auf der einen Seite Freude über das neuerstandene, auf der andern Seite echte Bedenken...denn nun muss ich schon was liefern, wenn ich mir eine Maschine gekauft hatte. Oh je - oh je!
Schon beim Fadenaufwickeln auf die kleinen Spule erste Probleme. "Warum geht das nicht" brummelte ich vor mich her. Der Faden war anstatt gleichmässig aufgewickelt, an einer Stelle dicker als an der anderen. Zudem ungleichmässig auch im Ganzen. Es standen Schlaufen ab. "Oh nein - ich kann es gleich lassen, wenn es schon so anfängt."
Schatz machte sich gerade parat für seine Arbeit, als er mein leises Gezeter vernahm. "Das ist doch ein Mist." und mit genau dieser Einstellung fädelte ich die Maschine parat, um meinen allerersten Probelauf auf dieser zu machen. Drei Mal - ich wiederhole Drei Mal, stoppte die Maschine und ich konnte eine Wulst an vernähtem mit Knoten, mitsamt des Stück Stoff, der festklemmte... mit lieber Müh herausziehen.
"Ich kann es grad aufgeben." sagte ich hörbar. "Warum denn" fragte Schatz aus dem Schlafzimmer. Kurze Zeit später stand er hinter mir. "Schau - Du musst oben den Faden richtig einfädeln, dann die Stichlänge und die Faden Spannung anpassen." Er zeigte mit dem Finger, während dem er sprach, was zu tun sei. "Komm lass mich mal" er hatte wohl gemerkt, dass ich es nicht verstand. "Setzt dich nicht so unter Druck, ich müsste die neue Maschine auch erst kennenlernen und alles ein bisschen ausprobieren." Für mich waren seine Worte wenig tröstlich. Er zeigte mir wie ich die kleine Spule richtig einsetzten und wie man genau dort unten die Maschine ausbauen kann. "Oh mein Gott" sagte ich "Da musst du ja ein halber Mechaniker sein."
Schatz grinste "Gib dir Zeit. Oder denkst du ich hätte das gleich alles auf einmal gewusst." Wiederholte er sich. Seine Frage war keine, sondern eine Feststellung eingepackt in einen Trostmantel. Er gab den Sitzplatz wieder frei und ich machte erneute Versuche auf einem Probestoff. "Na das kommt schon - du packst doch sonst alles." Schatz ging zur Arbeit und ich räumte das Teufelszeug, auch Nähmaschine genannt und ihre Utensilien zusammen. Die mitgelieferte Gebrauchsanweisung welche ich schon 2-mal gesichtet hatte, nahm ich mit ins Wohnzimmer. Ein dritter Blick in aller Ruhe konnte nicht schaden.
Gestern - Schatz war wieder bei der Arbeit und ich hatte meine erledigt, baute ich die besagte Maschine wieder auf. Es konnte und durfte doch nicht sein, dass ich mich von so einem Ding in die Knie zwingen liess. Ach, was sag ich - es ist nicht die Maschine, die das tut, sondern mein Respekt, die Unsicherheit und die Angst. Punkt! Ich bin es - Verantwortlich, das Ganze ins Positive zu wenden.
Aus dem Internet besorgte ich mir ein Schnittmuster, gab den Befehl an den Drucker dies in Papierform auszuspucken und später schnitt ich die Papierteile aus und klebte die angegebenen Flächen zusammen. Übertrug dann das Ganze auf einen Stoff in 3facher Ausgabe, schnitt ebenfalls das Bügelfliess aus und fixierte es, eben mit meinem Bügeleisen, auf den dafür vorgesehenen Teilen. Pause - Weiter mach ich heute nicht. So war mein Plan. Ich nähe nur wenn Schatz zu Hause. Man weiss ja nie, ob man nicht Mann braucht. Hahaha - Da war sie wieder: "Du willst echt jedes Mal warten, bis Schatz zu Hause ist?" die deutliche, jedoch unhörbare Stimme meines Gewissens. "Nein - wer bin ich denn!" Das war keine Frage, sondern eher eine trotzige Kampfansage. Ich stapfte überzeugt nach oben in mein Büro, richtete alles aus und dann ratterte ich los. Jaaaaaaaaa! Ich bin begeistert. Das Spulen aufwickeln in Beiger Fadenfarbe hat funktioniert, das Nähen ging wie Butter und auch sonst ich konnte nicht meckern. Happy stülpte ich das genähte um. "Das sieht doch richtig gut aus"
Naya kam und schnüffelte daran. "Nein - das ist nicht für dich." sagte ich liebevoll zu ihr und sie tollte sich auf ihre Decke. Wahrscheinlich hatte mein Vierbeiniger Liebling die Form erkannt, wenn auch nur bis zu Hälfte mit Watte gefüllt. Das *Ding* ist die Miniausgabe des grossen Leseknochen den ich vor einer Woche geschenkt bekommen habe. Einfach noch mit ein bisschen Luft raus... hahaha - Meine Aktion war so überstürzt, dass ich nur noch einen halben Sack Füllmaterial zu Hause hatte, weiteres wird in den nächsten Tagen erwartet.
Doch das weiss Naya natürlich nicht...für sie hätte auch ein halber Leseknochen genüge getan. hahaha Um ihn so richtig durchzuschütteln, um am Ende das Füllmaterial überall zu verteilen. hahaha
Das zumindest sagten ihre kecken Augen. Ein Spiel draussen mit ihrem gewohnten Lieblingsteil, brachte sie sofort auf andere Gedanken. Geblieben ist, dass sie jeden Morgen, wenn sie vom Schlafzimmer nach unten kommt, schnurstracks ins Wohnzimmer geht und dort den grossen Leseknochen auf dem Fussschemel ab schnüffelt. So als würde sie ihn begrüssen. "Hallo - da bin ich wieder" Dasselbe sage ich mir auch "Hallo - da bin ich wieder" in alter Form, nach dem K.O. Sieg über meinen Schweinehund, packen des Muts am Schlafittchen und mit auf die Schulterklopfen des Selbstvertrauen. Es ist klar - weitere Nähprojekte sind in Planung - hahaha
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