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Zuflucht

Gestern Abend wie auch heute Morgen, trieb mich die Neugier zu der gestern beschriebenen Mandevilla (Trichterblüte) Und wie ich es erhofft hatte, fand ich die Taubenschwänzchen Schutz suchend in je einer Blüte. Warum sind sie noch nicht ausgeflogen? Sind sie meine neuen Wetterpropheten? Denn der Himmel hat sich verdunkelt und eine Gewitterwolke sitzt nun über unserem Haus. Wie eine dicke Matrone - hahaha.

Ich weiss - zu viel Fantasie...wobei kann man davon zu viel haben? Mir macht es das Leben oft leichter. Und vielleicht ist es gerade sie, welche von den Taubenschwänzchen und der Wolke einen Bogen zu einer Geschichte, die vor langer Zeit passiert ist, spannt. 

Das hat sich zugetragen...

Endlich Urlaub - wir hatten ihn mit einer Reise auf dem Motorrad nach Italien verplant. 14 Tage Strand in der Nähe von Venedig im 2er Zelt - Oh mein Gott - das möchte ich heute nicht mehr, doch damals war es angesagt und eine Kostengünstige Variante. Schatz war schon damals um meine Sicherheit besorgt: "Mit Jeanshose und einer einfachen Jacke fahren wir bestimmt nicht in die Ferien" meinte er "Unsere Haut ist nicht viel wert. Einmal stürzen und die ganze Tapete ist ab." Diese Meinung hielt er bis heute. Ich hingegen machte mir damals darüber nicht so viele Gedanken. Bestimmt auch, weil mir durch meinem schlecht bezahlten Job, das nötige Geld für ein adäquates Outfit fehlte. Ich zuckte mit den Schultern - auch dann, als wir im Fachgeschäft standen und er mich fragte: "Was gefällt dir?" Es war mir nicht recht und ich war es auch von früher nicht gewohnt, dass man sich um mich sorgt und schon gar nicht etwas kauft. Zumal die Preise... Oh Mann oh Mann - " Das kostet alles viel zu viel" Mir wurde schlichtweg schwindlig bei den Zahlen. 

Doch am Ende verliessen wir nach Schatzes Überzeugungskünsten den Laden mit einer Lederkombination und 2 Helmen. "Das passt doch." sagte er strahlend und fühlte sich sichtlich wohl mir was Sinnvolles gekauft zu haben. (Stell dir vor in Grösse 34 / 36 – das waren noch Zeiten – hahaha)

 

Genau in dieser coolen Lederhaut, von welcher er auch eine in denselben Farben besass, fuhren wir in Richtung Italien. Der Urlaub war für mich sehr aufregend. Ich war vorweg noch nie im Ausland gewesen und hatte demzufolge das Meer noch nie gesehen. Auch einen Aufenthalt auf dem Campingplatz noch das Hausen in einem Zelt kannte ich. Es kam hinzu, dass wir dort auf eine Gruppe von Menschen stiessen, die zu Schatzes Freunde aus der Schweiz zählten. Ich weiss nicht mehr genau... aber ich glaube wir waren dann zu zehnt oder zu zwölft, alle in kleinen Zelten auf dem Campingplatz unter den Pinien. Machten Venedig unsicher und gingen gemeinsam Abendessen. Melonenspuck Wettbewerbe und sonstigen Unfug. Für mich als Einzelgängerin eine echte Herausforderung. Doch am Ende war für mich alles gut, so wie es war...die 14 Tage vergingen auf jeden Fall wie im Flug.

Den Nachhauseweg bewältigten wir in Begleitung eines Freundes und dessen Freundin. Wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein los. Etwa eine Stunde...dann verdunkelte sich der Himmel...es wurden immer mehr dicke Matronen Wolken (da haben wir sie wieder - hahaha) - dann fielen die ersten Tropfen und aus einzelnen wurden viele.  Es donnerte und blitze. Wir suchten kurzzeitig Schutz unter einer Brücke. "bis das schlimmste vorbeigezogen ist." Sagte Schatz und tanzte singend in dem Wasserlauf, der vorbeifloss. "I`m singing in the rain" - "ich bin ja schon Nass, da spielt es keine Rolle mehr." Sagte er lachend. (ich schmolz dahin – hahaha) Wir fuhren bei leichterem Regen weiter - schliesslich rief in uns die Sehnsucht nach der Schweiz - nach unserem zu Hause, nach trockenen Kleidern und einem Dach über dem Kopf. 

Dann blieb das Motorrad des Freundes andauernd stehen. Sie, seine Freundin, machte bei jedem Stopp ein Gezeter oder Gefluche. Warum konnte sie nicht einfach den Helm aufbehalten und die Klappe zu? Als würden diese Gefühlsausbrüche etwas ändern können. (kein Wunder ging diese Beziehung nach dem Urlaub in die Brüche) 

Und dann - ja dann... musste ich mal dringend für kleine Mädchen. In der dafür vorgesehenen Kabine hatte ich meine liebe Mühe das aufgeweichte Leder von meiner nassen Haut zu ziehen. Es klebte besser als jeder Pritt Stift - hahaha

Erledigt - Erleichterung machte sich breit. Doch nun bekam ich diese Hose nicht mehr hoch. "hiiiilfeeeee" rief ich erst zögerlich. Dann immer forscher "Hiiiiilfeeee Schaaaaaa aaaaatz" hahaha Ich muss grad schmunzeln, was hätte ich bloss ohne Hilfe gemacht.

Schatz kam, erblickte was zu tun war und war ein Mann der Tat (wie auch heute noch) Er schüttelte mich Buchstäblich in mein nasses Lederkombi...Was haben wir gelacht. Meine Hände auf seinen Schultern, um den Halt nicht zu verlieren, denn meine Beine hoben sich richtig vom Boden ab. Dann gab es einen, zwei, drei Rucks und die Hose sass immer besser. Hahaha zuletzt den Reissverschluss hoch – Kuss - geschafft.

 

Dieses Erlebnis ist nun über 40 Jahre her und trotzdem sind die Bilder noch so bunt wie damals meine Beine, ach, was sag ich...viel bunter hahaha Rot - Schwarz waren sie, das Weiss hatte zum Glück keine Kraft...hahaha - ach, wäre ja sowieso Wurst gewesen. Hahaha Das Leder hatte seine Farbe an mich abgegeben. Auch Wochen danach konnte ich nur in langen Hosen zur Arbeit. hahaha

Und auch wenn uns diese Monster Wolke bis über die Schweizer Pässe verfolgte, wo sie dann auch noch zeigen wollte, dass sie Schnee zaubern kann...war sowieso schon längst alles egal. Oh doch, nicht ganz - kommt mir grad in den Sinn - Wir froren nämlich elendiglich in unseren Nassen Outfit stehend mit Zigarette in Davos... ja, da haben wir noch geraucht und sahen es als ein gutes Zeichen wenigstens noch zwei trockene in unserem nassen Gepäck gefunden zu haben. Schon ein kleines Wunder – finde ich auch heute noch.  Hahaha Trotz allem waren es geniale Ferien und werden bis heute unter *Abenteuer* verbucht.

Zuflucht, Sicherheit und Schutz...das hätten wir uns damals gewünscht - hihihi eine Trichterblüte hätten wir auch genommen... hahaha

 

Ich weiss - zu viel Fantasie - Doch ich verspreche es hat sich wirklich so zugetragen…damals auf dem Weg von der Adria in die Schweiz.  

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